Endgültiges Aus für die E-Zigarette

Artikel aus der westdeutschen Tageszeitung „Das Fähnchen im Wind“, 11.05.2016

(Gleichlautend auch veröffentlicht in den Blättern „Recherche – nein danke“, „Der Opportunist“ und „Lobbyismus für Dummies“)

Berlin Die Tage der E-Zigarette scheinen endgültig gezählt. Der Europäische Gerichtshof hat der Bundesregierung jetzt erlaubt, von der freizügigen EU-Regelung abzuweichen. Die vom Bundestag bereits im vergangenen Jahr beschlossenen Gesetze, die den freien Verkauf, den Erwerb und die Benutzung von E-Zigaretten unter Strafe stellen, dürfen also nach langen Hin und Her jetzt endlich in Kraft treten.

Bundesgesundheitministerin Barbara Steffens (Bündnis 90 – Die Grünen) dazu: „wir haben es endlich geschafft, diese höchst zweifelhafte Errungenschaft in Ihre Schranken zu weisen, wenn auch vorerst leider nur auf nationaler Ebene. Niemand braucht eine zusätzliche alu_1_swEinstiegsdroge, zumal die vorliegende eine ganze Reihe von verdächtigen chemischen Substanzen als Inhaltsstoffe mit sich bringt.“

Obwohl noch keine Langzeitstudien vorlägen, sei mit erheblicher Schädigung der Nutzer und vor allem ihrer Umgebung zu rechnen.

„Auch auf europäischer Ebene werden wir nicht nachlassen, den Schutz der Gesundheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger in diesem Sinne voranzutreiben“ betonte die Ministerin und fügte hinzu: „Dies ist einmal mehr ein großer Erfolg für die rot-grüne Bundesregierung und für die Volksgesundheit. Irgendwann werden auch die Benutzer der E-Zigarette einsehen, dass wir nur zu ihrem Besten handeln.“

Sowohl das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) als auch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) sowie verschiedene weitere Institutionen hatten in den vergangenen Jahren mehrfach vor den gesundheitlichen Folgen des Genusses von E-Zigaretten gewarnt. Es gebe Quellen, wonach sich im Rauch sowohl Formaldehyd, Nitrosamine, Aromaten als auch das als Frostschutz verwendete und die Schleimhäute entsprechend reizende Propylenglykol nachweisen liessen. Auch die Entstehung des hoch-krebserregenden Acroleins wird vermutet, da in den Rauchflüssigkeiten Glyzerin in hohem Prozentsatz enthalten ist. Glyzerin ist ausserdem ein bekannter Allergieauslöser, genau wie Propylenglykol und verschiedene Substanzen, die zur Aromatisierung der Flüssigkeiten dienen.

Weiteres Gefahrenpotenzial wurde durch die Medienberichte über schwere Verletzungen durch explodierende Rauchgeräte offensichtlich.

Ausserdem würde – so heisst es weiter – die E-Zigarette Jugendlichen als Einstiegsdroge dienen und auch ein Verschlucken der hochgiftigen befüllten Kartuschen und Miniflaschen durch Kleinkinder sei nicht auszuschliessen und würde höchstwahrscheinlich zum Tode führen.

Bereits im Jahre 2011 war es zu ersten Vergiftungen durch E-Zigaretten gekommen, die notärztliche Betreuung nötig machten. „Mehrere Gutachten bewiesen bereits damals die Schädlichkeit des E-Zigaretten-Rauches, weshalb es umso unverständlicher ist, dass das Verbot erst jetzt und damit viel zu spät kommt“ wird Marianne Tritz, Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbandes (DZV) zitiert. „Mit der neuen Gesetzeslage hat die Regierung endlich klargemacht, dass letztlich die vielgeschmähte Tabakzigarette doch die naturbelassenere, berechenbarere und somit auch weniger schädliche Alternative ist.“

Der Verband der E-Zigarettenhändler (VdeH e. V.) sowie die Verbrauchervertretungen Interessengemeinschaft E-Dampfen (IG-ED e. V.) und Pro-Dampf e. V. kündigten heute die Ausschöpfung aller rechtlich zulässigen Mittel an, darunter auch weitere Demonstrationen in den Landeshauptstädten und in Berlin. Informierte Kreise räumen diesen Maßnahmen allerdings kaum Erfolgschancen ein.

E-Raucher Michael K. aus B. meint dazu: „Dann werde ich mich wohl demnächst nachts hinterm Bahnhof versorgen müssen um unschädlicher geniessen zu können – die Tabakindustrie kriegt mich jedenfalls nicht mehr an den Haken.“

Für eine noch nicht festgelegte Übergangszeit brauchen die Konsumenten übrigens noch nicht mit Strafen zu rechnen, sondern lediglich mit der Beschlagnahme der zum E-Rauchen geeigneten Geräte. (dck)

Ursprünglich gepostet im ERF am 16.05.2012
(c) 2012 Michael Kleinefeld

One Thought on “Endgültiges Aus für die E-Zigarette

  1. Stealfighter on 10. November 2014 at 18:55 said:

    Krass,
    aber so kann ich mir das leider tatsächlich vorstellen.

    Ich bin verblüfft und erschrocken.

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